Es gibt immer wieder Fragen zum Glockengeläut in unseren Kirchen in Bornhausen und Mechtshausen und der Kapelle in Bilderlahe.
Natürlich ist das Läuten der Glocken geregelt – es gibt Läuteordnungen, die der Kirchenvorstand formuliert, festlegt und das Landeskirchenamt genehmigt hat. Diese Läuteordnungen sind in jeder Gemeinde und sogar in jedem Dorf anders. Im Folgenden erläutern wir einige wesentliche „Läute-Momente“ unserer Dörfer:
Im Christentum wurde die Glocke zum akustischen Symbol für die Verkündigung
der christlichen Botschaft. So läuten traditionell die Kirchenglocken immer vor einem Gottesdienst, um die Gemeinde in die Kirche zusammenzurufen.
In Bilderlahe läutet es zehn Minuten vor Beginn jedes Gottesdienstes und jeder Andacht mit der einzigen vorhandenen Glocke.
In Bornhausen läutet die große Glocke für fünf Minuten eine halbe Stunde vor jedem Gottesdienst und fünf Minuten vor Gottesdienstbeginn läuten dann beide Glocken.
In Mechtshausen läutet fünfzehn Minuten vor Gottesdienstbeginn die kleine Glocke fünf Minuten. Zehn Minuten vor Beginn läutet die große Glocke fünf Minuten. Und vor Minuten vor Gottesdienstbeginn läuten beide Glocken.
Nach besonderen Festgottesdiensten wird auch zum Auszug nach dem Gottesdienst geläutet (z. B. bei Trauungen, Konfirmationen, Heilig Abend, Ostern).
Denn Kirchenglocken läuten nicht ausschließlich, um zum Gottesdienst einzuladen, sondern auch zur Freude oder zum Gedenken.
So ist in unseren Dörfern das Totengeläut oder auch Ausläuten noch eine gute Tradition. Wenn die Todesnachricht im Pfarramt mitgeteilt worden ist, wird am Tag nach dem Versterben eines Menschen geläutet. In Bilderlahe und Mechtshausen wird für verstorbene Kirchengemeindeglieder geläutet; in Bornhausen für jeden / jede verstorbene Dorfbewohner*in (unabhängig einer Religions- oder Konfessionszugehörigkeit).
Gemäß der Läuteordnung wird die Glocke zu einem festen Zeitpunkt
am Morgen geläutet – so sind alle im Dorf und der Gemeinde informiert, dass jemand verstorben ist. Man kann innehalten, ein Gebet sprechen, sich der Kostbarkeit des Lebens vergewissern.
In Bornhausen wird morgens um 8 Uhr für fünf Minuten die große Glocke geläutet.
In Bilderlahe um 9 Uhr morgens in folgenden
Intervallen: 3 Minuten läuten, 2 Minuten Pause, 3 Minuten läuten, 2 Minuten Pause,
3 Minuten läuten.
In Mechtshausen beginnt das Totengeläut morgens um 8 Uhr mit neun Einzelschlägen (die für das Vater unser stehen) und dann läutet die große Glocke 15 Minuten.
Sobald die Glocken läuten, ist es offiziell und öffentlich, dass jemand aus der Dorfgemeinschaft verstorben ist und dann dürfen der Pfarrer und die Pfarrerin auch sagen, wer verstorben ist.
Auch vor und nach Trauergottesdiensten, beim Gang zum Grab (wird in Bornhausen und Bilderlahe) wird geläutet bis der Sarg oder die Urne in der Erde ist.
In Bornhausen gibt es seit der Überarbeitung der letzten Läuteordnung (die übrigens in der Kirche im Stromkasten aushängt), die neue Tradition, dass neugeborene Kinder im Dorf mit Glockengeläut begrüßt werden. Wenn es hier nachmittags um 16 Uhr fünf Minuten läutet, wissen alle im Dorf, eine neues Menschenkind gehört nun zu uns. Dann wird in der Kirche eine Kerze angezündet, ein Gebet gesprochen, manchmal ein Lied gesungen oder sogar ein Glas Sekt getrunken – je nachdem, wer dabei ist. Und in diesem Jahr wurde schon sehr, sehr oft geläutet – eine großartige neue Tradition!
In Bornhausen wird außerdem während des Konfirmationsgottesdienstes zur Einsegnung der Konfirmand*innen die große Glocke geläutet.
In Mechtshausen gibt es die besondere Tradition, dass bei Trauungen zwei Stunden vor Beginn des Traugottesdienstes für fünf Minuten volles Geläut erklingt (damit alle wissen, wann sie sich hübsch anziehen müssen).
Bei Beerdigung werden dort 15 Minuten vor Gottesdienstbeginn beide Glocken geläutet.
Kirchenglocken läuten manchmal um die Uhrzeit bekannt zu geben:
In Bilderlahe wird zu folgenden Tageszeiten regelmäßig für jeweils eine Minute geläutet:
Um 7.00 Uhr und um 12 Uhr und um 18 Uhr.
In Mechtshausen läutet es auch morgens um 7 Uhr für eine Minute.
Das 12 Uhr-Geläut gibt es seit der Corona-Pandemie auch in Bornhausen und Mechtshausen –allerdings für drei Minuten. Es wurde auf Wunsch des Landesbischofs auch als „Corona-Gedenk-Läuten“ eingeführt. Wir haben es bis heute beibehalten. Es wurde zu Beginn des Ukraine-Krieges auch an manchen Orten als Friedensläuten eingeführt oder umbenannt.
Auch in Mechtshausen läutet es um 18 Uhr – jeden Abend eine Minute.
In Bornhausen läutet werktags um 18 Uhr die große Glocke für fünf Minuten und samstags um 18 Uhr läuten beide Glocken den Sonntag ein.
In Bornhausen gibt es außerdem die Stundenglocken (außen am Kirchturm):
Sie schlagen alle ¼ Stunde die Uhrzeit an:
15 Minuten nach der vollen Stunde: 1 Glockenschlag
30 Minuten nach der vollen Stunde: 2 Glockenschläge
45 Minuten nach der vollen Stunde: 3 Glockenschläge
Und zur vollen Stunde dann erst vier Glockenschläge und dann noch die Schläge der Uhrzeit (1-12).
In Bornhausen und Mechtshausen gibt es außerdem das Vater Unser-Läuten. Immer wenn das „Vater Unser“ in der Kirche gebetet wird, wird zu einzelnen sieben Gebetsbitten die Glocke neun Mal angeschlagen (sieben Gebetsbitten zzgl. Gebetseröffnung und –abschluss).
Dann gibt es in allen Dörfern noch das Silvester- bzw. Neujahrsläuten: Um 24 Uhr für fünfzehn Minuten volles Geläut.
Und das „Katastrophen-Läuten“ steht auch noch in den Läuteordnungen.
Wenn es länger als 15 Minuten läutet, sollte dann die Feuerwehr ausrücken – das war früher die sicherste Möglichkeit, dass alle Bewohner*innen über Katastrophen im Dort informiert werden
Und manchmal lassen die Geistlichen auch so die Glocken läuten – wenn sie mit Konfis, Kindergartenkindern, jugendlichen Gästen die Kirchen erkunden.
Manchmal läutet es auch einfach nur, weil die Glockensachverständigen zur Inspektion das Geläut prüfen.
Soweit – falls Sie es nun also in Ihrem Dorf läuten hören, müssten Sie anhand dieser Erläuterungen wissen, warum – sonst melden Sie sich gerne! Vielleicht haben wir hier auch „Läute-Gründe“ vergessen …