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21.02.2024 Kategorie: Bez1: Bornhausen, Mechtshausen-Bilderlahe

Wir teilen Brot & Traubensaft & unsere Geschichten

Eine Abendmahlsfeier mit berührenden Momenten, die verbinden und stärken

Das war ein Experiment, auf das sich im Bornhäuser Gotteshaus mehr als vierzig Gottesdienstfeiernde (von 6-91 Jahren) eingelassen haben und das viele sehr berührt hat: Jeder und jede war eingeladen, ein eigenes Gefäß mitzubringen, aus dem sie den Abendmahlssaft trinken wollten. So sammelten sich auf dem Altar die unterschiedlichsten Trinkgefäße. Und dann teilten alle gemeinsam das von Kirchenvorsteherin Silke Morgenroth frisch gebackene, sehr schmackhafte Brot, den Bornhäuser Traubensaft und ihre Lebensgeschichten – Geschichten von Liebe und Freundschaft, Erinnerung und Abschied, Krieg und Flucht, Spaß, Urlaub, Konfirmation, Kindern und Konzerten und vielem mehr. Es wurde miteinander herzlich gelacht und manche Träne (zusammen) geweint. In ihrer Kurzansprache hatte Pfarrerin Claudia Falkenreck-Wünsche das Abendmahlsgeschehen thematisiert und eingeladen, dass diejenigen, die möchten, dann zum Abendmahl zu ihrem „Trinkgefäß“ einige Sätze erzählen könnten. Und so wurden im Abendmahlskreis miteinander viele Lebensmomente geteilt – das war  sehr bewegend:

Ein Ehepaar war da mit zwei edlen Weingläsern, Geschenke zur Hochzeit vor 37 Jahren, und sie kamen mit Dank für ihre Ehe und Liebe und empfingen den Segen! Eine ältere Dame wusste im Vorfeld nicht wirklich, wie sie es sagte, was von ihr erwartet war und hatte einfach ein kleines Schnapsglas mitgebracht, dass sie erinnert an viele schöne Feste und Feiern. Ein älterer Herr brachte eine Mocca-Tasse; ein Erb- und Erinnerungsstück an die schreckliche Flucht aus Ostpreußen, die lange zurückliegt, aber niemals vergessen wird und noch immer aufwühlt. Dann war da ein Konfirmand mit einem Colaglas. Er hatte neulich eine Coca-Cola-Fabrik besucht und fand es „voll cool“. Ein Feuerwehrmann hatte seinen „Einsatzbecher“ mitgebracht – er nahm hoffentlich die Abendmahlsstärkung mit für seinen Dienst. Dankbar über die Entlassung nach einem Krankenhausbesuch brachte eine Dame ein Glas mit, auf dem stand: „Gesundheit schenkt uns Gott allein, der Arzt steckt nur die Spesen ein!“ Aber sie betonte sogleich, das hätte nichts zu tun mit ihrem anwesenden Nachbarn, seines Zeichens Oberarzt. Dieser wiederum hatte ein Weinglas seines Nordsee-Lieblingsitalieners mitgebracht, das er mit besonderen Urlaubzeiten mit seiner Frau verbindet – und er versicherte der Pfarrerin auf ihre Rückfrage, dass dieses Glas ein Geschenk ist (und nicht geklaut). Ein Konfirmand hatte einen Plastikbecher mit einem speziellen Foto seiner  Metalcore-/Trancecore-Lieblingsband dabei. Eine bleibende Erinnerung an sein erstes Festival-Erlebnis. Ein ungeliebter, fast vergessener Tonbecher aus den Untiefen des Kellers war da – so fühlt sich wohl auch das Leben manchmal an; Konfirmations-Geschenkebecher wurden mitgebracht, teils schon angeschlagen – voller Segen, trotz der Brüche und Verluste.

Ein robuster, strapazierfähiger Gummibecher, der wohl alles aushält und mitmacht, wurde gebracht. Außerdem ein kleines Reisesouvenirglas, ein Namensbecherchen und eine mehr als hundert Jahre alte Sammeltasse  – die alle nahezu übervoll erzählten von Erinnerungen an längst verstorbene Freunde und Verwandte, die noch immer schmerzlich vermisst werden.

Und dann war da der Harzer-Wanderbecher des Vorsitzenden des Bornhäuser Kirchenvorstandes Frank Fuhrmann. Sein Becher begleitet ihn schon lange auf vielen Wanderungen zum Beispiel im Harz und in Südtirol, auf hohe Berge und durch manches Tal – und nun, so sagt Frank Fuhrmann: „Nun steckt in diesem Becher auch dieses Abendmahls-Erlebnis und wandert mit mir weiter!“

So wurde geteilt, was Gott schenkt – Leben und Glauben zur Stärkung auf allen weiteren Wegen.

Einen besonderen Anblick bot der Bornhäuser Abendmahls -Altar

Ein außergewöhnliches, wertvolles Sammelsurium verschiedener Lebensgeschichten auf dem Altar

Vielfältig wie die Gemeinde, waren die Geschichten zu den Trinkgefäßen

Der Harzer-Wanderbecher, der Festival-Plastikbecher, das bunte, selbstgeblasene Glas, der „ganz normale“ Kirchkaffeebecher, das alte, wertvolle Kristallglas der kranken Schwiegermutter

Brüder-Becher; Gummibecher aus fexiblem, strapazierfähigem Material; Kinderbecher; Becher aus Jugendtagen; ein Sehnsuchts-Segelglas, das wackelt, niemals umfällt

Beitrag von FaWü